Die Handlung von SENGHOR ON THE ROCKS setzt an jenem Tag in Dakar ein, an dem mitten in der Euphorie über die erstmalige Qualifikation des Senegal für eine Fußball-WM im Jahr 2001 bekannt wurde, dass in Paris Léopold Sédar Senghor, der erste Präsident der Republik, verstorben ist. Die Kollision dieser zwei Ereignisse von nationaler Bedeutung wirft Fragen nach dem Wesen der Unabhängigkeit und der Identität jenes Landes auf, dessen Dichterpräsident in den 60er Jahren für einen neuen Weg für Afrika gestanden war.
Doch genauso wenig wie SENGHOR ON THE ROCKS ein Buch über Fußball ist, ist eine westafrikanische Metropole im Ausnahmezustand für den Kameraassistenten Martin „Chi“ Tschirner ein spannendes oder gar anregendes Umfeld. Was er hier zu erledigen hat, ist viel mehr ein ärgerlicher Routinefall bei großer Hitze: Chi, der als Kameraassistent bei einem Promotiondreh in Dakar angeheuert hat, hetzt in „Coupe du Monde“, dem ersten Teil des Romans, mit seinem kleinen Filmteam rastlos durch eine laute, chaotische Stadt. Das rasante, abwechslungsreiche Leben in der Medienbranche ist die klägliche Zweitexistenz eines gescheiterten Studenten und Dakar kein Ort, in den sich ernsthaft irgendjemand verlieben könnte. Dennoch schreibt Susanne hier seit Monaten an ihrer Diplomarbeit über Agrotourismus (oder so was) und macht keine Anstalten zurückzukommen. Ein Anzeichen für eine Beziehungskrise? Wer weiß. Also mietet Chi nach Drehschluss einen Wagen für sich und seinen „Susanne-Stern“ – zwei romantische Urlaubswochen haben immer noch alles ins Lot gebracht. Weil aber keine Idee so schlecht ist, dass sie nicht wenigstens grandios scheitern könnte, steht Chi an seinem ersten freien Abend im Senegal überrascht vor völlig geänderten Bedingungen: keine Frau, kein Job, kein Plan. All seiner Gewohnheiten beraubt nimmt Chi Afrika erstmals nicht nur als eine in Motive aufgelöste Kulisse wahr. Dakar ballt sich vielmehr vital und kräftig um ihn zusammen, der geplante Urlaub gerät zu einer Reise mit ungewissem Ausgang.
In „Djilor“, dem zweiten Teil von SENGHOR ON THE ROCKS, gerät Chi in bessere Gesellschaft, bereist die heilige Stadt Touba, trifft die Mague – die ehrwürdigen Alten –, ringt um sein Glück (wenn auch nicht auf traditionelle, senegalesische Art) und fällt am Ende dem afrikanischen Tantensystem zum Opfer.
In Teil III – bei „L'Homme Tranquille“ – liegt Chi am Strand, schließt sich den Partylöwen des Widerstandes an und sieht Susanne wieder ...
Abschließender Hinweis zum Sprachgewirr: Kursivierte Passagen weisen darauf hin, dass Französisch gesprochen wird. Die Orthographie von Textpassagen, die im französischen Original in den Text eingegangen sind, orientiert sich an den im Senegal gängigen Schreibweisen. Die Wolof-Transkription ist allgemein uneinheitlich, die hier gewählten Schreibweisen erheben nicht den Anspruch, die frequentesten zu sein.
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Text & Geodaten: Christoph Benda
Gestaltung: Johannes Krtek / Flachware
Programmierung & Produktion: Florian Ledermann
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